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Im Zuge der Umstellung von Windows auf iMac/Tomedo konnte unser guter alter Nadeldrucker (EPSON LQ-630) zunächst nicht mehr in Betrieb genommen werden, da ein nativer Mac-Treiber leider nicht existiert. Da die Dinger ja nicht gerade günstig sind, habe ich einen alternativen Weg probiert:

 
Auf einem Raspberry Pi (Gerät ist mit Gehäuse wenig größer als eine Zigarettenschachtel und braucht nur 2-3€ Strom im Jahr) läßt sich mit wenig Aufwand ein Printserver (CUPS) installieren. Der Nadeldrucker hängt nun per USB am RasPi und druckt nun bei uns anstandslos aus Tomedo heraus (zB den KBV-Header auf Laborscheine etc.). Ich habe zwar noch nicht alle Formulare durchprobiert, aber unser Ziel, an der Anmeldung KBV-Header auf verschiedene Formulare zu bringen, klappt. Da dies für den einen oder anderen interessant sein könnte, kommt hier die Beschreibung:
 
Was man braucht:
  • 1 Raspberry Pi, am besten ab Generation 2, ca. 40€
  • 1 Gehäuse, ca. 5€
  • USB-Ladekabel, ca 5€
  • 1 Micro-SD-Karte, 4GB reicht völlig, ca. 8€
  • 1 Netzwerkkabel
  • Ein bisschen Experimentierfreude, schlechtes Wetter und keine Berührungsängste vor der Konsole

Wie der RasPi prinzipiell eingerichtet wird (Raspbian Lite reicht als OS völlig) steht hier:
Wichtig ist es nach dem Flashen von Raspbian Light auf die SD-Karte eine leere Datei "ssh" ohne Endung im Hauptverzeichnis der SD-Karte zu erstellen (zB mit Texteditor), denn sonst ist der SSH-Zugriff gesperrt und der Zugriff mit Putty funktioniert nicht. Bei Installation der normalen Version von Raspbian (viel zu aufgebläht für diesen Zweck, geht aber auch problemlos) ist das nicht nötig, dort ist SSH bereits aktiviert.
 
Unter Windows ist ein kostenloses Tool "Putty" um auf dem RasPi zu arbeiten. Nativ auf dem Mac ist der "Remoter" über den Mac App Store sehr gut, aber nicht kostenlos. Der Standardnutzer zum LogIn heißt "pi", das Standardpasswort "raspberry", der SSH-Port ist 22. Die IP des Pi im Netzwerk bekommt man am besten über den Router raus.
 
Der Pi sollte eine feste IP bekommen, da man so den Printserver einfacher im Praxisnetz findet. Entweder am Router dem Gerät eine IP fix zuweisen oder nach dieser Anleitung vorgehen und direkt im Pi festlegen:
 
Nun Drucker am Pi über USB anschließen und einschalten.
 
CUPS installieren
Nun wird nach dieser Anleitung noch der Printserver auf dem Pi installiert und der Drucker eingerichtet:
 
Der Zugriff auf CUPS zur Konfiguration der Drucker erfolgt über http://[IP des Pi]:631
Für den Epson LQ-630 habe ich eine Auflösung von 180x180dpi gewählt und eingestellt, das fehlerhafte Druckaufträge sofort gelöscht werden, da es sonst oft zu Staus in der Druckerwarteschlange am iMac kommt ("Filter failed") und nachfolgende Aufträge nicht mehr gedruckt werden, bis der erste Druckauftrag manuell gelöscht wird.
 
Nun muss noch der Drucker in Tomedo angelegt werden, er sollte automatisch über den Printserver angezeigt werden. Sinnvoll ist es den Haken bei "Vor dem Druck Druckdialog immer anzeigen" zu setzen, da sonst zumindest bei meinem EPSON Fehlermeldungen kamen (im Webinterface von CUPS, "Filter failed"). Nun noch den KBV-Header am jeweiligen Arbeitsplatz dem Drucker zuweisen und der Drucker sollte funktionieren. Bei mir kommt es lediglich nach Bestätigung des Druckdialogs zu einer Verzögerung von 2-3 Sekunden bis der Drucker startet.
 
Wenn jemand auf den Geschmack gekommen ist: Mit dem Pi kann man in der Praxis übrigens noch andere interessante Projekte umsetzen. Ich nutze einen Pi zur automatischen Protokollierung der Temperatur des Impfstoffkühlschranks mit grafischer Darstellung der Werte der letzten 24h/Monate/Jahre sowie automatischer email an mich, wenn die Temperatur zu weit hoch geht. Weiterhin habe ich mit einem weiteren Pi ein Wartezimmer-TV auf Basis einer Powerpoint-Präsentation in Dauerschleife laufen - und das schon seit Jahren problemlos.
 
Beachten sollte man nur, dass die SD-Karte irgendwann (meist nach 1-3 Jahren) den Geist aufgeben wird. Also einfach mit dem Win32-DiskImager nach fertiger Installation eine 1:1-Kopie der Sd-Karte erstellen und für den Fall der Fälle neben den RasPi legen...

 

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2 Antworten

Wow, very cool! Wir haben immer ein paar Pis auf Lager und benutzen die auf Installationen als Brücke, um veraltete Windows-Medizintechnik anzubinden, aber auf die Ideen hier sind unsere EDVanten glaube ich noch nicht gekommen. Diese Tricks werden wir ab jetzt in unser Repertoire mit aufnehmen, danke!
Beantwortet von (16.5k Punkte)
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Vielleicht wäre ja gerade das Thema Impfstoffkühlschranküberwachung für Tomedo und andere Nutzer interessant. Ich kam auf die Idee, als die Mitarbeiterin einer zertifizierten Putzfirma den Stecker unseres Kühlschranks für ihren Staubsauger mißbrauchte und leider vergaß danach den Kühlschrank wieder einzustecken und so Impfstoffe im Wert von über 6000€ reif für die Mülltonne waren. Als Gelbfieberimpfstelle müssen wir die Kühlschranktemperatur ja engmaschig dokumentieren und bei Überprüfung auch vorzeigen können.

Ich habe also eine Feuchtraum-Temperatursonde an die GPIO-Schnittstelle des RPi gelötet und lasse den RPi alle 15 Minuten die Temperatur abfragen, die dann mit Datum/Uhrzeit als neue Zeile an eine Datei im CSV-Format auf einem USB-Stick am RPi ergänzt wird. Mittels GNUPLOT wird dann eine Grafik auf Basis dieser CSV-Datei erstellt, die dann auf meine Dropbox hochgeladen wird und von allen Rechnern als freigegebene Datei über den Webbrowser aufgerufen werden kann. Ist die Temperatur zu hoch, schreibt der RPi eben zusätzlich eine email als Warnung. Bestimmt könnte man die Daten der Temperatursonde auch prima von Tomedo auswerten und sichern lassen, was sehr ausfallsicher wäre. Jedenfalls freuen sich meine Damen, das sie nicht mehr jeden Tag die Temperatur des Kühlschranks dokumentieren müssen...

WOW! 

Tolle Bastelarbeit! Unser Epson LQ funktioniert auch mit direktem USB-Anschluss (nach einigem Ausprobieren, für BTM und gelegentliche blaue/grüne Rezepte reichts...)

vgl: Welcher preiswerte Nadeldrucker ist empfehlenswert?

 

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