Nach nun mehr als 5 jähriger TI Erfahrung bleiben bei mir immer noch viele Fragen offen.

Ärzte die an der Versorgung gesetzlich Krankenversicherter teilnehmen, sind gezwungen sich an die TI anzuschließen. Vereinbart war, dass uns Ärzten weder Kosten noch Mehraufwand entstehen, was aber leider nicht der Fall ist.

Hinzu kommt die schleppende Umsetzung. So war das eRezept in der ursprünglich geplanten Form in Verbindung mit NFC-fähigen Mobiltelefonen und einer  App, wie vorhersehbar ein Rohrkrepierer, erst die jetzige Form hat den Erfolg beschert. Dennoch kommt es immer noch zu Pannen. Die Akzeptanz ist deshalb auch nicht besonders hoch.

 

Würden alle Anwendungen einschließlich der ePA funktionieren und gäbe es keinen vermehrten  Aufwand zur Aufrechterhaltung einer reibungslosen Funktion, würde uns die TI die Arbeit enorm erleichtern.

 

Insgesamt werden für Betrieb und Nutzung sämtlicher TI-Funktionen 3 verschiedene Sicherheitskarten benötigt. Jede Karte hat eine Gültigkeitsdauer von 5 Jahren. Der Konnektor musste bislang aufgrund der vorgegebenen Sicherheitsstruktur ebenfalls nach 5 Jahren ausgetauscht werden. Der CCC hatte aufgedeckt, dass der Konnektorwechsel nicht unbedingt notwendig ist und dadurch enorme Kosteneinsparungen möglich sind. Darüber hinaus fallen neben einer Einmalgebühr für jede Karte als auch die VPN Verbindung des Konnektors monatliche Nutzungspauschalen an. Ferner werden für jedes Fachmodul weitere Einmalkosten und monatliche Nutzungsentgelte fällig. Die Aufrechterhaltung der TI Funktionen ist alles andere als Nutzerfreundlich. Die ePA in der bisher geplanten Funktion ist für mehr als 2/3 meiner Patienten nicht verwendbar, weil die damit nicht umgehen können.

 

Das erscheint mir alles nicht nur unnötig kompliziert und darüber hinaus Kostentreiberei zu Lasten der Versicherten. Andere Länder sind uns da Jahre voraus, ohne dass ich die Einzelheiten der verschiedenen Lösungsansätze vergleichen kann.

In Anbetracht der Kosten stellt sich die grundsätzliche Frage nach der Berechtigung der jeweiligen Gebühren und ob nicht einfachere Lösungen billiger und trotzdem effektiver und nicht weniger sicher sind.

 

Zwangsläufig stellen sich folgende Fragen:

 

Welche Leistungen werden für die monatlichen Pauschalen erbracht, die über die Kosten der Kartenbeschaffung und der VPN Nutzung hinausgehen?

 

Warum werden aus Gründen der Kosteneinsparung, laufende Kosten der TI nicht von den Versicherern direkt getragen, sondern auf dem Wege der Kostenerstattung bei jedem einzelnen angeschlossenen Dienstleister?

 

Wie erklären sich die unterschiedlich hohen Kosten der verschiedenen Sicherheitskarten und womit sind deren relativ hohen Anschaffungskosten im Vergleich zu anderen Sicherheitskarten gerechtfertigt?

 

Welche Gründe sprechen gegen eine Lösung mit nur einer Sicherheitskarte für alle Funktionen der TI Kommunikation, indem sich die SMC-B im Konnektor der Praxis befindet und die eHealth Terminals damit innerhalb der Praxis gekoppelt werden?

 

Womit sind die Nutzungspauschalen für die Fachmodule gerechtfertigt?

 

Mit welchen Leistungsanreizen stellt man sicher, dass die verantwortungsvolle Aufgabe der Datenpflege der Fachmodule adäquat vergütet wird, wenn diese Aufgabe nicht offiziellen Stellen, wie beispielsweise dem MdK übertragen wird?

 

Gibt es für die ePA eine einfachere und praktikable Lösung, als die bisher geplante, was eine erfolgreiche Einführung beschleunigt und gleichzeitig die Akzeptanz erhöhen würde?

 

Ich habe keine Antworten finden können, aber vielleicht gibt es hier im Forum Kollegen, die den Sachverhalt dazu aufklären können.

Gefragt in Frage von (30.7k Punkte)
+2 Punkte
Ihre Fragen sind durchaus berechtigt. Es ist aber tatsächlich so, dass bald all dieser Quatsch mit Konnektoren und Karten etc. über Board geworfen und eine reine Softwarelösung eingeführt wird....man braucht sich also auch nicht wundern, dass die Planungsphase der TI ca. 4 Milliarden € an Kosten verursacht hat :P

3 Antworten

Antwort zu Frage 2: weil wir Ärzte es mit uns machen lassen..
Beantwortet von (24.3k Punkte)
+1 Punkt
Sehr geehrter Herr Klaproth,

vielen Dank für Ihre Ausführungen. Sicher kann man mit der TI und den eThemen durch aus kritisch umgehen. Aus meiner Erfahrung macht es aber eher Sinn, dass Sie das Thema an den richtigen Adressaten schicken. Ihre Interessen werden durch die KBV und die jeweiligen KVen vertreten. Aus diesem Grund sollten Sie diese Fragen vor allem an die Interessenverbände richten. Wir als zollsoft GmbH sind am Ende an Verordnungen und Gesetze gebunden und führen nur aus. Ihre Fragen zielen aber auf die Rahmenbedingungen ab und hier ist es effizienter Sie besprechen dies mit den KVen.

Aus meiner Sicht als Produktmanager und Politikwissenschaftler ist es effizientere Zeiteinsatz, wenn man das macht als diese Fragen hier ins Forum zu stellen. Gerade Themen der Finanzierung und Preisbildung sind ja im Schulterschluss der Versicherer, KBV und BMG entstanden. Nur diese können also Auskunft geben.

Wir sehen die Rahmenbedingungen der Digitalisierung des Medizinwesens auch kritisch und sprechen regelmäßig mit den entsprechenden Stellen. Aus unserer Sicht ist es deshalb wichtig, dass wir Nutzen, Transparenz und Kommunikation mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Viele Ihrer Fragen lassen sich aus meiner Sicht gut beantworten.
Beantwortet von (13.4k Punkte)
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Vielen Dank Herr Ivens,

für Ihre Antwort. Meine Fragen an Medisign wurden bislang nicht beantwortet. Der Mitarbeiter der KV ist überlastet und kann bislang ebenfalls nicht zur Klärung beitragen.

Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass meine Fragen irgendwann beantwortet werden. Insgesamt ist mir weiterhin schleierhaft, welche Leistungen von wem erbracht werden, wenn ich eine Karte zur Verschlüsselung erhalte, die alle 5 Jahre kostenpflichtig ausgetauscht wird.
Sehr gern Herr Klaproth,

ja, das Thema brauch einen langen Atem. Es ist wie in der Politik, erfolgreich ist man nur wenn man nicht aufgibt die harten Bretter zu bohren.

Der Austausch alle 5 Jahre geht darauf zurück, dass die Zertifikate auf der Karte nur eine Laufzeit von 5 Jahren haben sollen, damit Sie nciht über die Zeit unsicher werden. Das ist tatsächlich auf Vorgaben des BSI zurückzuführen. Inwieweit deshalb die Karte so viel kosten muss, kann nur die KBV und die Hersteller beantworten. Aus rein technologischer Sicht kann ich lediglich sagen, dass die grundlegende Architektur nicht falsch oder flawed ist. Aus meiner Sicht sind es vor allem organisationelle und kommunikative Schwachstellen, die das Kernproblem darstellen.

Wir werden auf jeden Fall immer daran arbeiten, das Beste aus der Situation zu machen und Sie bestmöglich zu unterstützen, damit die TI und eThemen für Sie gut funktionieren.
Welchen geplanten Stand der ePA meinen Sie denn? Der aktuelle wäre ja die "ePA für alle". Meines Verständnisses nach war die treibende Kraft hinter der Konzeptionierung die Verbreitung und Akzeptanz zu verbessern. Also genau diese Frage wurde sich bei der gematik wohl auch gestellt.

Grob gesagt: Die zwei größten Änderungen betreffen das initiale Anlegen der Akte (kein extra Vertrag für jeden Versicherten mit der Kasse, sondern einfach Anlegen solange nicht widersprochen wird) und die Zugriffsberechtigungen (hier soll z.B. das Stecken der Versichertenkarte bereits automatisiert eine Berechtigung erzeugen).
Beantwortet von (3.9k Punkte)
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Hallo Herr Putzig,

Für mich wäre es ungemein wichtig, auf medizinisch wichtige Daten zurückgreifen zu können. Der Großteil meiner Patienten weiß um die eigene Vorgeschichte, Risiken, Medikamente etc. zu wenig bzw. ist nicht ausreichend darüber im Bilde oder kann es nicht benennen.

Genau so wäre es untauglich alle Daten unstrukturiert in einer Datenbank zu speichern, denn man hat nicht die Zeit, jedes Mal nach der Stecknadel im Heuhaufen zu suchen. Wenn das bei der ePA so wäre, würde niemand die ePA nsinnvoll nutzen zu können. Es braucht also eine Struktur, die am Besten EDV mäßig auszuwerten ist.

Bevor man also über eine ePA nachdenkt,  muss man über die dafür sinnvolle Struktur nachdenken. Gehört habe ich davon bisher aber nichts. Inwieweit KI da helfen kann bleibt abzuwarten.

Bei vielen Fachärzten kostet die kluge Erhebung der Vorgeschichte sehr viel Zeit. Bei 70% Neupatienten  mache ich mir deshalb Gedanken, wie ich möglichst effektiv an diese Daten komme. Auf den Überweisungen sind die Angaben nur selten brauchbar.

Ein erster Schritt wäre ein strukturierter Fragebogen, den jeder Patient vor der ersten Vorstellung beantworten  muss.
Okay, diese Erwartung wird die ePA vermutlich auf einige Zeit nicht erfüllen, ist aber meines Erachtens schon die Richtung in die es gehen soll. Dazu fehlt aktuell die strukturierte Spezifikation für alle relevanten Daten (und ggf. der Prozess sie zu erheben). Die ePA soll mehr und mehr dann auf strukturierte Daten umgestellt werden, wenn entsprechende Spezifkationen beschlossen werden.

Was mit der ePA für alle in dieser Hinsicht geplant ist wäre erstmal eine Übersicht über die ausgestellten eRezepte und deren Dispensierstatus (das ganze schimpft sich dann elektronische Medikationsliste (eML), weil die anderen Namen in dem Kontext schon vergeben sind). Die Hoffnung wäre also zumindest den Medikamenten-Teil damit zu schaffen. Laut Spezifikationen sollte es auch möglich sein klarzustellen ob ein Patient keinen eML hat weil keine Medikamente genommen werden, oder weil er Widerspruch gegen dessen Erhebung eingelegt hat. Und ein Verstecken einzelner Einträge innerhalb des eML scheint auch keine Option soweit ich sehe. Weil die Befüllung dann komplett über den eRezept-Fachdienst laufen soll wäre hier auch kein Extra-Aufwand zur Pflege auf Arzt-Seite.

Aber ob es sinnvoll und praktikabel ist finden wir erst Anfang nächsten Jahres in der Realität dann heraus. Oder ob Datenschutzbeauftragte dann nochmal alles auf den Prüfstand stellen...
 

PS: Ich warf gerade nochmal einen Blick in den Prozess-Teil der Spezifikationen laut denen der "digital gestützte Medikationsprozess (dgMP)" perspektivisch auch "relevante Zusatzinformationen zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), wie bspw. Körpergröße, Gewicht, Kreatininwert, Allergien und Unverträglichkeiten" (sowie die eML und den eMP) umfassen soll.
Wie zu befürchten ist das ja relativ mager und unter Berücksichtigung einer Kosten Nutzen Analyse deprimierend.

Deshalb erscheint mir die Entwicklung strukturierter Fragebögen unter Tomedo, die bereits außerhalb der Praxis vor dem ersten Kontakt beantwortet werden müssen, von viel größerer Bedeutung. Wenn diese Informationen in Tomedo an die entsprechenden Stellen übernommen werden, wäre ein großes Problem gelöst.

Ich werde mich also weiterhin auf die sorgfältige Erhebung der Daten beim Erstkontakt verlassen. Die aktualisieren wir bei jedem Besuch. Weil wir immer einen Befundbericht verfassen, kann dann jederman dort die für uns relevanten Daten, wie spezifischer Verlauf, Risikokonstellation, und andere wichtige Parameter strukturiert einsehen.

An den Erfolg der ePA glaube ich in meinem Berufsleben nicht mehr und werde deshalb, wie wahrscheinlich der Großteil der Kollegen, keine Zeit mehr daran verschwenden. Zum Glück habe ich mit Tomedo die Möglichkeit, in meinem Mikrokosmos alles so zu gestalten, dass mir meine Arbeit erleichtert wird und ich raschen Überblick über alle wichtigen Informationen habe. Dank der im Hintergrund ablaufenden Aktionskettenbedingungen erhält man dann rechtzeitig die richtigen Informationen und muss nicht lange danach suchen. Das setzt allerdings eine sorgfältige Struktur der gespeicherten Daten voraus. Das alles hatte ich mir von der ePA versprochen. So wird die aber ein weiterer Rohrkrepierer.
Eine mir noch unklare Problematik in diesem Zusammenhang: wie sieht es mit der Korrektur falscher Informationen aus? Bekanntlich findet sich in mindestens jedem zweiten Entlassbrief einer Klinik mindestens ein Fehler. Wie soll verhindert werden, dass sich diese Fehler in der ePA quasi "zementieren"? Werden "alte" und/oder falsche Diagnosen löschbar sein, nur vom Ersteller oder von jedem? Wie sieht es mit veralteten Medikationsplänen in den Systemen der Gebietsärzte aus, werden dieses dann jedesmal den aktuellen BMP des Hausarztes überschreiben oder mit von diesem abgesetzten Medikamenten ergänzen?

Ich kann mir bisher nicht nur aus diesen Gründen nicht vorstellen, dass mir die ePA die Arbeit erleichtert, im Gegenteil, es ergibt sich ein zusätzlicher Kontrollaufwand. Insbesondere, wenn Patienten dann auch noch Diagnosen "verstecken" können, ist das Ding eher eine Haftungsfalle als ein Werkzeug.
Dokumente können gelöscht und mit neuen Versionen ersetzt werden (hoffentlich bevor andere Ärzte auf dieser Grundlage Entscheidungen treffen). Nach aktuellem Infostand von jedem LE mit Zugriff (das alte Dokument wird als 'veraltet' markiert, ein Verweis auf die nächste Version wird hinterlegt, aber die alte Version lässt sich bei Bedarf auch angucken). Für Diagnosen und BMP sind derzeit meines Wissens noch keine festen Formate für die ePA vorgesehen (ein MIO Medikationsplan befindet sich aber derzeit in der Konzeption laut mio.kbv.de). Auf der MIO Seite sieht das nach allgemeiner Bearbeitbarkeit aus https://mio.kbv.de/display/EMP1X0X0/Anwendung+und+Anwendergruppen.

Das eML Beispiel macht mir ein wenig Hoffnung, dass die gematik jetzt eine ganz-oder-gar-nicht Logik in der ePA verfolgen kann um eine trügerische Halb-Offenlegung der Daten zu vermeiden.
Die von Herrn Hoffmann angesprochene Problematik kann eigentlich nur von der "ganz oder gar nicht" Variante vermieden werden.

Insgesamt überkommt mich jedoch immer mehr das Gefühl, dass man bisher nur mit vagen Vorstellungen die ePA geplant hat ohne den tatsächlichen Bedarf der Ärzte zu kennen oder sich Gedanken über deren Funktionalität gemacht hat.
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