Lieber Herr Klauke
Sie möchten die Wogen glätten und das verstehe ich. Aber je länger ich über dieses Problem nachdenke, umso deutlich wird mir die Gefahr, in der ich mich befinde. Und da können Wogen nur geglättet werden, wenn etwas zur Sicherheit der Nutzer getan wird. Das kann nicht bedeuten, dass wir alles auf Papier drucken und 10 Jahre aufbewahren.
Als ärztlicher Gutachter berate ich seit mehr als 20 Jahre einen überregionalen Versicherer, der große Krankenhausträger, aber auch Arztpraxen, versichert. Wenn der gegnerische Anwalt die Dokuentensicherheit anzweifelt oder nachträgliche Änderungen zu Ungunsten des Anspruchstellers vorträgt und das glaubhaft machen kann, ist jeder Prozeß verloren.
Nun zum eigentlichen Problem:
Bei Tomedo ist es möglich, dass ich ein unterschriebenes Dokument im Nachhinein ändern kann, das darf nicht sein! Bei Texteinträgen in der Kartei ist das wohl tägliche Praxis aber das war eigentlich schon immer verboten, es sein denn, es handelt sich um eine Ergänzung beim selben Besuch. De facto müßte man einen neuen Karteieintrag anlegen oder jede nachträgliche Ergänzung besonders kenntlich machen. Die Meisten unserer Kollegen gehen wohl noch mal hinterher Ihre Karteieinträge durch und machen den letzten Feinschliff, das heißt, sie fassen vieles mehrmals an und legen dafür keinen neuen Eintrag an, denn dann würden die den Überblick verlieren. Das ist überall tägliche Praxis und soll auch unbedingt so bleiben können.
Nach dem Versenden eines Briefes legt Tomedo automatisch ein pdf. an. Das müsste auch mit jeder gedruckten Rechnung passieren. Vor allem bei unterschriebenen CustomFormularen darf das nicht anders sein. Entweder ist der vom Patienten unterzeichnete Karteieintrag nicht editierbar oder muss als pdf. automatisch abgelegt werden, sobald es ein Unterschriftsfeld enthält. Da darf nicht mehr eine Zeile nachträglich geändert werden dürfen.
Beweiskräftig ist nur eine fortgeschrittene digitale Unterschrift. Für den Nachweis der tatsächlich vom Patienten geleisteten Unterschrift müsste ausreichen - wenn der Patient seine Karte steckt und mehrere Mitarbeiter bezeugen können, dass der derjenige auch tatsächlich vor Ort war. Wenn aber ein am iPAD unterschriebenes Dokument im Nachhinein veränderbar ist, dann ist die Unterschrift wertlos.
Den Wunsch nach einer nachträglichen Änderung von Karteieinträgen kann ich verstehen, weil die Meisten der Kollegen Ihre Karteieinträge noch einmal überarbeiten und keine Ergänzungen in separaten Karteieinträgen machen möchten. Aber alles andere ist de facto eine „Fälschung“.
Die Karteikarte in Tomedo sehe ich als Tabelle bzw. Datenbank, die ich nach Belieben auswerte und mir Informationen dort herausziehen kann, wo ich Sie gerade benötige. In die Karteizeilen gehe ich deshalb nur noch ganz selten. So etwas macht das Arbeiten leichter. Der Arztbrief ist dann die Gesamtzusammenfassung eines Besuchs, da steht dann alles drin und wird nach dem Versenden, egal in welcher Form, in Tomedo als pdf abgespeichert.
Die Karteieinträge sind in meinen Augen nur ein Überbleibsel der altgewohnten Karteikarte. Mir ist egal, wieviele Einträge dort täglich stehen. Die Anamnese wird bei mir an mehreren Arbeitsplätzen erhoben, deshalb habe ich auch entsprechend viele Karteieinträge desselben Typs an einem Behandlungstag und noch mehr in einem Behandlungsfall.
Ich nutze dieses Prinzip auch, indem ich bei jedem Besuch eine Kopie des alten CustomKarteieintrags erstelle. Das passiert für die Anamnese sogar mehrmals bei einem Besuch, je nachdem wie oft wir den Patienten befragen. Dadurch habe ich 2 oder mehrere Karteieinträge für die Anamnese an einem Tag, je nachdem wer den Patienten befragt hat. Das ist für viele scheinbar umständlich, und sie denken offenbar, zu viele Einträge erschweren die Übersicht, das Gegenteil ist der Fall.
Routinemäßig editiere ich bei der Briefschreibung die letzte Version jedes CustomKarteieeintrags in einem Texteintrag und erst nach finalen kleinen Änderungen oder Ergänzungen werden diese verschiedenen Karteieinträge im Arztbrief übernommen. Alternativ kann ich über ein Textmakro auch auswählen, ob und welche älteren CustomKarteieinträge ich in einem beliebigen Textkarteieintrag übernehmen möchte. Das erspart mir die Suche in den Karteieinträgen. So kann ich noch Monate später einen Arztbericht erstellen, ohne die Karteikarte zu durchforsten.