Stabil, schnell, Innovativ ist der Werbeslogan von Zollsoft Tomedo und das passt so auch. Innovativ ist für seine Praxen eher ein Problem weil wichtige Funktionen und noch schlecht umgesetzte Teile vernachlässigt werden. Ich denke da vor allem an das Rechnungswesen und Kommunikation aus der Kartei.
Ist Tomedo aktuell sicher? Nein.
Was müsste Tomedo aus meiner Sicht können um den Slogan mit "Sicher" erweitern zu können?
Muss Tomedo sein Praxen überhaupt absichern oder nur das nötigste umsetzen was de KBV fordert, um die KBV selbst und die PVS rechtlich zu schützen? Alle folgenden Punkte betreffen rechtlich nur die Praxis und den Betreiber, die KBV und die PVS sind hier fein raus. Meiner Meinung nach aber eindeutig ja. Zollsoft hat eine Verantwortung für seine Praxen die es bezahlen.
- Umsetzung der DSGVO bei allen Exporten. Aktuell kein DSGVO Export beim Karteiexport, beim mailen von Karteieinträgen, Verletzung der DSGVO durch die Praxis beim Backup durch Patienteninfos in Dateinamen und bei Dateinamen bei verschlüsselten Emaildateien zum Beispiel bei Fotos in verschlüsselten Emails. Fotos sind ein heikles DSGVO Thema, Dateiarten sollten ausgeklammert werden können beim Export.
- Reduzierung von unnötig zugäglichen Karteikarten.Hier geht es um den Umstand seine Patienten anschreiben zu müssen wenn ein Datenleck vorlag, zum Beispiel Erpressung durch Ransomeware. Es ist nicht egal ob es 500 sind oder 20.000 Patienten sind die angeschrieben werden müssen, denken sie alleine an das Porto. Der Patient der vor fünf Jahren in der Praxis war und gar nicht mehr wieder kommen muss, warum muss dieser unverschlüsselt auf meiner Festplatte am Server rumliegen? Sein Datenbankeintrag und seine Dateien können verschlüsselt werden. Wird die Praxis gehackt ist das ein Patient weniger der angeschrieben werden muss. Anzahl der unverschlüsselten Daten minimieren, weniger Risiko. Wie das technisch möglich ist weiss Zollsoft. Unmöglich ist das nicht, selbst ohne grossen Geschwindigkeitsverlust wenn aktuelle Patientendaten unverschlüsselt gehandhabt werden. Auch bekannt als "Evil Maid " ist der Angriff von Innen also Datendiebstahl aus der Praxis heraus. Nicht selten wie man von IT-Firmen erfährt. Die unzufriedene gekündigte Angestellte kennt jede Praxis die lange genug besteht. Auch hier eine Reduzierung der Gefahr wenn mehr als eine Kartei entschlüsselt werden soll, dann Meldung an den Betreiber oder nur als Admin möglich.
- Gesicherter Fremdzugang anonymisiert, DSGVO konform ohne Anzeige von Bildern, für einen bestimmten Zeitraum (meist 3 Jahre). Behörden drängen auf unsere PCs. Uns hat man das angedroht obwohl kein Vergehen vorlag. Fiscal ist dies schon üblich. Nutzt man eine revisionssichere digitale Archivierung ist ein Zugang einzurichten. Bei Karteiexporten wird immer angenommen, dass sie nicht vollständig sind auch wenn das so nicht ist. Das haben wir leider vor kurzem erlebt. Es wird zunehmend unseriös und Widerstand ist meist zwecklos.
- Eindeutige Privatrechnungen und Kostenvoranschläge. Sie gehören versioniert in der Kartei. Aktuell ist die Rechnung in Tomedo schwammig. Versionen, auch die Endversion, sind nicht eindeutig für die Praxis nachvollziehbar. Erst nach Export in die Revisionsicherheit gibt es eine definitive Version. Dafür muss die Rechnung aber unverändert auffindbar sein, die dem Patienten mitgegeben wurde. Unklar ist es, ob vor dem Export aus Tomedo überhaupt eine Rechnung als PDF angefertigt wird. Wichtig ist die Nachvollziehbarkeit für die Praxis, nicht alleine für Zollsoft. Unsicher ist dies, da an dieser Stelle ausgehebelt werden kann, was eventuell eine Schätzung zur Folge hat.
- Nachweis §630f, die Revisionssicherheit in der Medizin. Aktuell wird dies deutlich lockerer gehandhabt als die fiscale Revisionssicherheit aber diese ist auch aktuell jederzeit durch die Praxis, nicht durch Zollsoft, nachzuweisen. Aktuell existiert dieser Nachweis nicht. Es könnte auch durch Zollsoft eine Hilfe zur korrekten Dokumentation erfolgen indem Zeitabstände eingehalten werden und Warnungen erfolgen (Karteieintrag x hat nicht innerhalb 14 Tage einen Karteieintrag y). Mit Aktionsketten ist dies nicht möglich umzusetzen da dazu Karteien geöffnet werden müssen. Mit der Statistik zu umständlich und unparaktikabel.
- Qualifizierte digitale Unterschrift mit dem Patienten. Tomedo vermittelt den gefährlichen Eindruck durch sein Ipad und die Unterschrift mit dem Apple Pen als könne damit alles rechtlich korrekt unterschrieben werden. Sogar IT-ler die mit Zollsoft arbeiten behaupten, man könne mit dem grossen Ipad und dem Apple Pen eine rechtssichere Unterschrift leisten. Tatsächlich bedarf es in der Arztpraxis nur bei wenigen Dokumenten der herkömmichen Unterschrift auf Papier. Verträge mit dem Patienten können auf gar keinen Fall auf dem Ipad unterschrieben werden solange es keine qualifizierte digitale Unterschrift mit dem Patienten kann. Ein Punkt der nicht leicht zu lösen ist, da selbst wir Ärzte erst seit kurzem ein Tool haben um qualifiziert digital zu unterschreiben und zwar den eHBA. Die Unterschrift mit dem Patienten interessiert die Ämter, die Kassen und den Staat aber scheinbar nicht. Zollsoft aber sollte das Thema interessieren.
Alle diese Punkte wird man selten nutzen, wenn man Glück hat nie und der Aufwand scheint schwer zu rechtfertigen. Aber genau so ist es mit der Brandschutzversicherung und dem Feuerlöscher an der Wand. Brennt doch eh nie.