Hallo Herr Dr. Balogh,
das mit den zwei Internetanschlüssen, damit die Telefonie erhalten bleibt, ist so eine Sache.
VoIP funktioniert bei SIP und SIP-Trunkanschlüssen auf den ersten Blick wie Email, ich melde mich an einem Konto an und dann werden Daten übermittelt. Bei der Telekom ist das aber auf jeden Fall für VoIP so nicht möglich, da der VoIP Anschluss mit an das Internetkonto gekoppelt ist, welches dann wieder einen Ortsbezug hat. Auf dem direkten Wege gilt also, ist kein Telekom Internet an dem Anschluss aktiv (online), dann ist auch kein VoIP möglich. Gleiches gilt für Vodafone und O2.
Das liegt daran, dass die Telekom keine nomadische Nutzung des Anschlusses zulässt. Sprich, es ist nicht möglich an meinem Internetanschluss in Hamburg Ihre Telefondaten aus der Praxis in München einzugeben und dann geht das mit dem Telefon. Einer der Gründe hierfür liegt auch in der Rufnummernübermittlung, Sie können die zwar unterdrücken, aber dennoch wird sie mit protokolliert, was im Falle der Strafverfolgung oder bei Stalking schon sehr hilfreich ist.
Dienstleister wie 1und1 / ionos oder HFO Telekom legen sich mit Ihren Diensten auf die Infrstruktur der Telekom, nutzen aber eigene VoIP- und Kommunikationsserver. Hier kann man die nomadische Nutzung einstellen lassen bzw. sie ist im System mit verankert.
Bei einer Starface Telefonanlage gibt es den Kunstgriff über den Dienst Starface Connect, was technisch so funktioniert:
Ist der Telekomanschluss besetzt oder offline, so ist in dem Telefonkonkonto der Telekom eine Rufumleitung auf den VoIP Dienst Starface Connect gesetzt. Die Praxis ist über den 2. Internetanschluss online, also funktioniert dieser Dienst. Da man hier mehrere virtuelle Sprachkanäle / Leitungen anlegen kann, werden die Anrufer auf diesem Wege mit der Praxis verbunden. Ebenso könnte man auf diesem Wege die Patienten zurück anrufen, was aber Geld kostet.
Das ganze hat aber immer noch einen dicken Pferdefuß:
Normal kennen alle Rechner und auch die Telefonanlage den Router, also das Gerät, dass dafür sorgt, dass die Daten den Weg in das Internet (und auch wieder zurück in die Praxis) finden. Fällt das Internet aus, so kann das Gerät ja nicht mehr Routen. Haben Sie einen zweiten Internetanschluss, dann haben Sie in der Regel auch ein 2. Gerät, welches aber dem Systemen nicht bekannt ist. Was dann dazu führen würde, dass Sie entweder das 2. Gerät so nennen müssten wie den 1. Hauptrouter oder alle Rechner und die Telefonanlage in der Praxis auf dieses 2. Gerät umbiegen müssten. Beides ist wenig paktikabel.
Es gibt 2 Lösungen:
a) Fallback - am Beispiel eines Lancom Routers - nun steckt in dem Router auf der Rückseite noch ein USB LTE Stick. Ist also das normale Internet weg, was der Router ja merkt, weil er offline ist, so stellt der Router automatisch eine Verbindung per LTE (Handy Sim Karte) her. Damit ist der Anschluss immer Online.
b) Muli WAN - auch hier ein Lancom Beispiel - damit ein Router physikalisch eine Interntverbindung aufbauen kann, braucht er ein Modem (Daten Modulieren - Demodulieren). Die Serie der 19xx Geräte von Lancom haben 2 x ein Modem eingebaut und können somit 2 separate Internetverbindungen aufbauen. Damit wäre Ihre Arztpraxis theoretisch auch immer online.
In der Praxis muss man noch anmerken, dass sich viele Dienstleister die Netzwerkinfrastruktur teilen. Wenn also einer durch das Kabel zwischen Haus und Straße buddelt, dann hilft Multi Wan nichts. Oder wenn 1und1 die Infrastruktur der Telekom nutzt und da etwas defekt ist, dann hilft das auch wenig.
Zu den Kosten der Anschlüsse mag ich hier nichts sagen, das würde zu weit führen. Aber es gilt die Regel, das billigste Produkt und die billigsten Anbieter haben nicht die beste Qualität. Ein Vertrag von Typ DeutschlandLAN Starter bei der Telekom ist für eine Arztpraxis ungeeignet, weil man sich keine feste IP buchen kann.
Einen herzlichen Gruß
Axel Tubbesing
tubbeTEC GmbH - IT-Services für Ärzte