Ich glaube es gibt tatsächlich auf beiden Seiten problematisches Verhalten. Ich für meinen Teil habe kein Problem Befunde mit den Patienten zu besprechen, daß ist bei der Hausarztzentrierten Versorgung sogar eine der großen Argumente und halte ich für meine Aufgabe. Außerdem bin ich ja meist, wenn ich die Überweisung ausgestellt habe, selbst auch interessiert was bei der Untersuchung herausgekommen ist. Nerven tut es mich allerdings, wenn Fachärzte die Patienten untersuchen und denen dann kein Wort sagen, was sie gefunden haben mit dem Verweis, das könne ja der Hausarzt tun. Das ist arrogant, die Patienten denken sie haben wer weiß was und wollen bei uns möglichst vorgestern einen Termin. Und dafür werden wir nicht bezahlt, eine fachärztliche Konsultation schliesst schon auch die Kommunikation mit dem Patienten ein.
Die Terminvermittlung nutze ich auch gerne. Aber auch da muß man differenzieren: Die Vermittlung über die KBV Seite funktioniert prima, ebenso Lösungen wie bei Dr.Klaproth. Bei Praxen, die meinen wir müssen telefonisch durchkommen und keine Arztnummer haben weiger ich mich, da hat man tatsächlich auch als Hausarzt keine Zeit in den Warteschlangen zu hängen. Wir haben eine Kardiologisch-Pneumolgische Gemeinschaftspraxis in der Nähe, bei denen der Pulmonologe gerne mal zum Patienten sagt, die Dyspnoe könne auch kardiologisch bedingt sein und er solle dringend mal in den nächsten 2 Wochen zu seinem Kardiologen. Die MFAs sagen den Patienten dann, das ginge nur wenn der Hausarzt anruft.... da fällt mir dann nichts mehr zu ein.
Wir Hausärzte dürfen übrigens maximal 15% unserer Überweisungen über Terminvermittlung abwickeln. Deswegen bin ich auch sehr reserviert bei den Kollegen, die meinen sie tricksen das system jetzt aus indem sie jeden Patienten zu uns schicken damit alle Fälle mit Zuschlägen abgerechnet werden können; das läuft so nicht.
Und zu den fehlenden Vorimformationen: Ich habe lange genug im fachärztlichen Bereich gearbeitet um nachvollziehen zu können, daß das nervt. Kommunikation ist so ziemlich das wichtigste in der Medizin, ohne kann die teuerste Medizin nicht funktionieren, daß müssen wir Hausärzte leisten! Ich gebe mir immer sehr viel Mühe bei meinen Überweisungen, es gibt allerdings auch schon Fachärzte bei uns die wollen die gar nicht haben: kostet zu viel Zeit die ins System einzugeben und dann ist man auch noch zu einem Bericht verpflichtet... Anderherum kennen wir Hausärzte daß von den Krankenhäusern: die haben heute seitenlange vorläufige Berichte, in denen zwar alle Befunde automatisch aufgelistet werden, aber alles relevante steht nicht drin: weshalb hat der Patient 3 neue Medikamente, die zu keinem der Diagnosen passen ("ach, die können Sie absetzen, das war nur so ein Versuch"), Kumulativlabor wird anders als erwähnt im Textbaustein nicht mitgeschickt und die notwendige Laborkontrolle steht dann erst im endgültigen Bericht der nach 4 Wochen kommt (" dringend noch mal das Krea kontrollieren!"), wobei man immer auf detektivische Suche gehen muss, wo dieser Bericht denn vom vorläufigen abweicht, da das meistens die wichtigen Infos sind. Das UKE hat es letztens geschafft, bei einer Bypass-OP einen Eventrekorder zu implantieren, dies weder dem Patienten mitzuteilen noch im Arztbrief zu erwähnen. Der Patient kam dann irgendwann und fragte, was er da seltsames in der Brust taste... beim Auslesen kam dann auch heraus, daß der Rekorder noch nicht mal aktiviert war. Daran krankt die Medizin in meinen Augen: Das Geld für einen Eventrekorder ist kein Problem, aber die 5 Minuten für das Gespräch sind nicht drin.
Ich glaube wenn sich alle Seiten etwas Mühe geben ihren Job zu machen wäre allen geholfen: Wir Hausärzte sollten bei der Basisversorgung an der Seite der Patienten stehen und vielleicht auch mal das Wörterbuch Medizin/Deutsch spielen, die Fachärzte sollten uns nicht als Servicestelle für alles was kein Geld bringt sehen. Ich glaube auch das machen auf beiden seiten 75%. Die restlichen 25% nerven.