Liebe Kollegen, liebes Zollsoft Team
Ich nutze tomedo seit ca. einem Jahr und finde es inkl. Support etc. sehr gut. Nur das für mich in der täglichen Arbeit wichtigste Instrument - die Briefschreibung - ist aus meiner Sicht noch ein absolutes Desaster. "Aus meiner Sicht" ist gleich fachärztlich internistischer Sicht. Das Hauptproblem bei der Briefschreibung ist die Diagnosenliste.
Mit dem Instrument der DIA/DDD kann nicht gearbeitet werden, da die Krankheitsbilder hiermit nicht ausreichend abgebildet werden können. Da ich sowohl bei der Installation von tomedo als auch in wiederholten Gesprächen mit dem immer netten Support Anfang des Jahres den Eindruck hatte, dass mein Anliegen/Problem nicht richtig nachvollzogen werden konnte, möchte ich einen erneuten Anlauf über das Forum machen und es zunächst noch mal ausführlich erklären.
Die Diagnosenliste muss umfassend sein, da die Patienten wegen verschiedener Probleme kommen, eine Beschränkung auf ein fachspezifisches aktuelles Problem ist leider nicht möglich. Es müssen alle Informationen enthalten sein, die die Dynamik der Erkrankungen über die Jahre abbilden mit hieraus entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen um z.B. folgende Fragen zu klären:
- Reinduktion einer immunsupressiven Therapie bei Vaskulitis mit der möglicherweise zu erwartenden Erhaltungsdosis anhand des Verlaufs in der Vergangenheit?
- Wiederaufnahme einer antiproliferativen Therapie bei Tumoren in Abhängigkeit von der Ausgangsimmunhistologie/-mutation/Krankheitsverlauf etc.
- Ausdehnung der inhalativen Therapie mit ICS bei COPD z.B. in Abhängigkeit der Exazerbationsrate der letzten Jahre
- Intensivierung der Therapie der PAH z.B. mit Tripplet
Das sind nur wenige Beispiele, die mir gerade eingefallen sind; die Liste könnte ich unendlich fortführen bei KHK, chronischen Infektionen, Asthma, Kollagenosen, Vorhofflimmern etc.
Der Aufbau der Diagnosenliste muss so sein, dass der Patient und die Dynamik seiner Erkrankungen sofort in Sekundenschnelle erfasst werden kann, insbesondere, wenn das Wartezimmer voll ist, und das Rad nicht immer neu in alten Karteieinträgen erfunden werden muss. Das führt dazu, dass vielleicht aus Sicht vieler fachfremder Kollegen "unwichtige" Informationen in den Diagnosen drinstehen ("Warum wird die Bestrahlungsdosis der Tumortherapie unter kurativen Ansatz vor zwei Jahren noch aufgeführt, wenn Patient gerade wegen eines Herzinfarktes behandelt wird?" "Warum wird das Medikament zur Sekundärprophylaxe des Vorhofflimmerns nach erfolgreicher Kardioversion vor ca. drei Jahren aufgeführt, wenn er doch derzeit beim 3. Rezidiv schon längst ein anderes hat?"), aber diese Informationen sind in einem Jahr für die Diagnostik/Therapieentscheidung z.B. beim Rezidiv wieder relevant.
Die Abbildung der Diagnosenlisten ist so eklatant wichtig, dass es in meiner 20-jährigen Tätigkeit in der Klinik in jeder internist. Abteilung klare Vorgaben gab; in zwei Abteilungen gab es sogar eine schriftliche Dienstanweisung. Das nicht der internistischen Zwanghaftigkeit geschuldet, sondern das Ziel war immer das gleiche: Zeit sparen.
Mit geringen Unterschieden wurde das immer so umgesetzt, dass jeweils ein Krankheitsbild in der .docx Datei in einem Absatzformat geführt wurde mit Angabe der Zeit auf der linken Seite.
Hierzu benötigt man nur drei Shortcuts für
- Nummerierung
- Zeilenumbruch wechselnd zwischen harten und weichem Zeilenumbruch sowie
- Tabstop
So können die Diagnosen über die Jahre mitwachsen (oder auch zusammengefasst werden), ohne dass gezielt der Inhalt jedes mal neu formatiert werden muss. Hierzu zwei Beispiele:
Das sind die Diagnosen von einem typischem Lungenkarzinom-Patienten, der erst seit kurzem behandelt wird und der bisher keine Komplikationen hatte, also eine "kurze" Diagnosenliste. So würden die Diagnosen aussehen mit den drei Shortcuts:
Und so sehen sie aus mit tomedo, erstellt in einem neu generierten Karteieintragstyp "Diagnosen", der dann automatisch im Brief übernommen wird (So mache ich es derzeit, wenn ich eine Diagnosenliste anlege, muss aber dann alles noch mal in der .docx Datei formatieren).
Das wären Diagnosen von einem Patienten mit KHK und COPD, dargestellt mit drei Shortcuts:
Und so sehen sie mit tomedo aus:
Eine klare Abbildung der Diagnosen ist einfach essentiell, gerade wenn die Diagnosenliste über die Jahre sehr lang wird. Jeder kennt von uns z.B. Patienten von der Intensivstation, die, selbst wenn sie nur 10 Tage dort lagen, die Station mit einer Diagnosenliste verlassen, die mindestens eine halbe Seite lang ist.
Derzeit kopiere ich zur Fortführung der Diagnosen die Liste vom Vorbrief. Ich brauche derzeit pro Brief ca. 60-90 Sekunden, d.h. ca. eine Stunde pro Tag verbrauche ich nur für das Kopieren (zusätzlich eine absolute Genervtheit und Ungeduld, spätestens ab dem 10. Brief). In Wirklichkeit ist die Zeit aber länger, da ich, wenn das Wartezimmer voll ist, in der Regel nichts kopiere, sondern dies erst am Abend mache und mich noch ein zweites mal mit dem Patienten beschäftigen muss und dann nachdenken muss, was da noch mal war.
Ich habe nun zwei Fragen:
Die erst Frage geht an die Brüder Zollmann und an das Entwicklerteam direkt:
Gibt es nicht doch irgendeine Möglichkeit, die drei Shortcuts in tomedo-Karteieinträgen oder zumindest für einen einzelnen "Karteieintragstyp Diagnosen" einzupflegen, so dass das Format in den Brief übernommen werden kann? Die Wahlmöglichkeit zwischen harten/weichen Zeilenumsprung war für diverse Karteieinträge schon mal eine deutlich Zeitersparnis, zum Bsp. wenn beim "Procedere" im Brief Listen mit Aufzählungspunkten generiert werden. Der Wechsel zwischen harten/weichen Zeilenumsprung sollte aber durch einen Short-Cut immer möglich sein, so dass dieser auch für die Diagnosenliste zu gebrauchen ist, da ansonsten ein Zeilenumbruch - wenn einmalig so eingestellt - immer einen neuen Absatz und somit eine neue Aufzählungsnummer generiert. Interessanterweise kann ich mit der touch-bar meines MacBooks problmelos jegliche Aufzählungsform und vieles mehr, was von tomedo nicht angeboten wird, im Karteieintrag einpflegen. In meiner Praxis arbeite ich aber mit einem iMac.
Neben den genannten Argumenten kommt noch hinzu, dass der Brief das Aushängeschild der Praxis ist; es ist so, wie es Herr Rose von Zollsoft in seinem Vortrag im Anwendertreffen (2017) sagte: Der Brief ist ein "Qualitätsspiegel". Mein Problem ist, dass die Praxis von nebenan die Briefe so scheibt, wie ich sie gerne hätte. Allein deswegen kann ich schon keine Abstriche beim Layout machen.
Die zweite Frage geht an die Kollegen des Forums (für den Fall, dass Sie es bis hierher geschafft haben): Ich bin vor lauter Verzweiflung schon betriebsblind und für alles offen. Hat irgendjemand eine Idee, wie es alternativ gestaltet werden könnte? Ich habe mit dem Support schon einiges diskutiert z.B. Customeinträge; die scheiden aber aus, da die Flexibilität fehlt (Bsp.: im Mai kommt Pat. wg. KHK, vier Monate später wegen Reinduktion Immunsupression bei RA etc. mit entsprechender Änderung der Diagnosenhierarchie).
In windows-basierten Softwarelösungen ist es so, dass die Diagnosen vom letzten Brief mit Anlegen des neuen Briefes automatisch inkl. Formatierung in das .docx Dokument übernommen werden. So wie ich es verstanden habe, ist es lt. Zollsoft zu aufwendig zu programmieren, zudem primär mit der Kartei gearbeitet werden sollte (was natürlich sinnvoll ist).
Ich könnte auch die Diagnosen von meinen MFA oder dann noch zu etablierendem Mini-Schreibbüro in den Brief kopieren lassen; Problem hierbei ist allerdings, dass ich mich dann mit jedem Patienten zweimal beschäftigen muss, einmal zum Zeitpunkt der Vorstellung und ein zweites Mal am Abend, ganz abgesehen von den Kosten; ich möchte nicht - nur weil ich mich für tomedo entschieden habe - zusätzliche Lohnkosten haben.
Eine gute Alternative wäre, dass der Brief bereits von der MFA mit der bisherigen Diagnosenliste angelegt wird und dann nach Patientenkontakt die noch ausstehenden Befunde übernommen werden. Diese Variante kenne ich von einem Windows-System: Mit jedem Öffnen des bereits angelegten Briefes werden neu hinzugekommene Karteieinträge automatisch übernommen, bis der Brief endgültig abgeschlossen ist. Dies geht aber nicht, da - sowie ich es verstanden habe - dies von Zolllsoft auch erst programmiert werden müsste. Der Vorteil bei dieser Variante: Ich müsste mich mit dem Patienten nur einmal und nicht zweimal am Tag beschäftigen.
P.S.:
Wie wichtig die Diagnosenlisten sind, zeigt folgendes Beispiel: Ein befreundeter Kollege (Internist) möchte sich in Innsbruck/Österreich niederlassen, war von tomedo begeistert und hätte als Apple-Enthusiast eventuelle Anfangshürden auf sich genommen, da tomedo in Österreich noch nicht so viel Erfahrung hat; knock out Kriterium war aber die Unmöglichkeit, die Diagnosen gut abbilden zu können. Es kann sein, dass ich mich täusche, aber in meiner Wahrnehmung wird das Forum überwiegend von chirurgisch tätigen Kollegen, Hausärzten oder Kinderärzten dominiert, die Gruppen, die entsprechend der Kongressteilnahmen von Zollsoft beworben werden. Zollsoft vertut sich eine riesige Chance, da zahlenmäßig die Internisten zu den größeren Arztgruppen gehören. Und die Übernahme bereits alter Karteieinträge und somit der (formatierten) Diagnosenliste von Zollsoft ja bereits genial gelöst wäre: mit der Duplikation des Karteieintrages.